Samstag, 28. September 2013

Kindergeld.

"Und, wenn ihr euer Abi-Zeugnis in der Hand haltet, dann geht ihr am Montag darauf zum Arbeitsamt und meldet euch arbeitslos."
So, oder so ähnlich hat unser Jahrgangsleiter sich vor etwas über einem Jahr ausgedrückt. Aber ich hatte es mir gemerkt.
Entgegen der landläufigen Meinung hielt ich es dann auch tatsächlich einige Monate später in den Händen. Mein Abi. Und zu dieser landläufigen Meinung zählte neben der Überzeugung von fast allen meiner Lehrer auch die meiner Eltern und Geschwister, welche sich beinahe auf gruselige Art und Weise einig waren, dass ich "mit dieser Einstellung" nie mein Abi schaffen würde. Ok, ich muss mich auch dazu zählen. Ich wollte eigentlich meinen Kindern, insofern da mal ein Mann für Kinder komme, später mal mit gutem Gewissen erzählen, dass ich mein Abi nicht geschafft hätte, weil ich meine Einstellung gegenüber "Verantwortung", "Hausaufgaben", "Anwesenheit" etc. nicht ändern wollte.
Und jetzt? Jetzt kann ich ihnen nur erzählen, dass man trotzdem sein Abi schaffen kann. Selbst wenn man erst am Morgen der Prüfung anfängt zu lernen. Und dass sich Lernen manchmal gar nicht auszahlt, und man dann nur der verschwendeten Zeit hinterher trauert.
Echt, ein klasse Vorbild, was ich da abgebe. Bildungspolitik sei dank!
Aber ok, der Plan war ja: Hast du Abi, gehst du Arbeitsamt.
Was ich natürlich getan ab... also... irgendwann. Ja, es war nicht unbedingt DER Montag darauf. (War auch gar nicht möglich, da ich mein Zeugnis zu dem Zeitpunkt noch gar nicht hatte.) Aber ich war da.

Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet. Als ich meine Mutter dazu befragte, meinte diese nur, dass dort schon Leute sein, die dafür bezahlt würden, mir zu helfen.
Na dann.
Ich geh also die Treppe hoch, öffne die Tür, suche den Schalter für die Anmeldung und bäm! Ich stehe kurz vor dem Zusammenbruch.
Da fragt die mich doch glatt, was ich will.
"Hallo??? Wenn ich wüsste, was ich will, wär ich nicht hier!", schießt es mir durch den Kopf.
Noch bevor ich in den Tränen ausbrechen kann, hilft mir allerdings meine Freundin, die, aus mir nach wie vor nicht ersichtlichen Gründen, mitgekommen war:
"Du willst einen Ausbildungsplatz. Oder willst du ungelernt arbeiten?"
"Ja, was weiß ich. Meine Mama hat mir gesagt, die wissen schon was ich machen soll", denke ich.

Das muss man sich echt mal reinziehen. Und so einem unselbstständigen Wesen gibt man einen Abschluss und lässt es auf die Arbeitswelt los. Doch weiter im Text.

"Dann brauchen sie einen Termin bei der Berufsberatung ("Oh, davon hab ich schonmal gehört"), aber die Betreuerin für die Abiturienten hat grade keine Zeit/ hat Urlaub/ ist krank (irgendwas davon war's bestimmt). Der nächste Termin ist am ******Piep****** um *****Piep****** Uhr. Hier haben Sie einige Unterlagen zum Ausfüllen."

Beamte...

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